Auf dieser Seite 2 findet man Rezensionen zu antiquarisch erhältlichen Altauflagen sowie zu aktuellen Anatomiebüchern, die man eher seltener bei Studienkollegen im Regal antrifft. Nichtsdestotrotz sind diese Bücher teilweise empfehlenswert.
Anatomie-Lehrbücher (2)
SCHIEBLER
Anatomie
Rezension zur 8. Auflage (Altauflage):
Der SCHIEBLER weist mit seinen fast 900 Seiten schon einen gewissen Umfang auf, ohne dabei allerdings unübersichtlich zu werden. Dank der topographischen Gliederung kann man gezielt die für ein Körpergebiet relevanten Kapitel lernen und wird auch darauf hingewiesen, falls wichtige Ergänzungen an anderer Stelle warten. Der angenehme Schreibstil erleichtert dabei das Durcharbeiten des Lehrbuches. Trotz einer großen Zahl an (überwiegend sehr brauchbaren) Abbildungen kann dabei meiner Meinung nach aber nicht auf einen Atlas verzichtet werden.
Dankenswerterweise verzichtet der SCHIEBLER darauf, sich in Kleinigkeiten zu verlieren. Er bleibt übersichtlich und stellt trotzdem alle relevanten Punkte ausführlich und verständlich dar. In seinem Umfang ist er also zwischen einem Kurzlehrbuch und einem Nachschlagewerk vom Kaliber des BENNINGHOFF anzusiedeln.
Durch viele Tabellen (z. B. mit Muskelursprüngen und -ansätzen, Gefäßverzweigungen, Schädeldurchtrittsstellen etc.) wird das gezielte Auswendiglernen erleichtert. Zahlreiche klinische Bezüge lockern den trockenen Stoff auf und verdeutlichen, warum man als Medizinstudent so vieles auswendig lernen muß. Außerdem werden solche klinischen Bedeutsamkeiten oft in mündlichen Prüfungen gefragt!
Neben der Darstellung der makroskopischen Anatomie wird auch der mikroskopische Aufbau der Organe verständlich dargestellt. Wer bereits den Histologie-Kurs seiner Universität hinter sich hat, kann diese Abschnitte natürlich überspringen - oder als Wiederholung nutzen. Auch für das Lernen vor dem Physikum ist diese Wissensverknüpfung sehr hilfreich! Ebenfalls prüfungsrelevant ist die Embryologie, die kurz und knapp in ihren wichtigsten Abläufen beschrieben ist.
Der SCHIEBLER hat mir sehr gut gefallen und ist meiner Ansicht nach eines der derzeit besten Anatomie-Lehrbücher. Allerdings ist er nicht geeignet für all diejenigen, die mit möglichst wenig Aufwand durch ihre Prüfungen kommen wollen - dafür ist er dann doch zu umfangreich. | (c) Hans-Michael Gerhards, Uni Bonn
WALDEYER
Anatomie des Menschen
Der WALDEYER ist ein traditionelles, umfangreiches Lehrbuch mit vielen Abbildungen.
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GRAUMANN / SASSE
CompactLehrbuch Anatomie
Diese Lehrbuchreihe will vermutlich in die Fußstapfen der legendären Taschenbücher von VOSS/HERRLINGER treten, die bereits seit den 50er Jahren - ebenfalls im Schattauer Verlag - erschienen sind. Der GRAUMANN/SASSE hat jedoch nicht an die Beliebtheit des VOSS/HERRLINGER anschließen können. Von den mir bekannten Studienkollegen hat keiner mit dem GRAUMANN gelernt. Da diese Beobachtung nicht representativ ist, macht Euch ein eigenes Bild:
>> Musterseiten Band 1 - allg. Anatomie des Nevensystems [pdf] 68 Seiten!
>> Musterseiten Band 2 - Knie [pdf] 6 Seiten
>> Musterseiten Band 3 - Harnsystem [pdf] 15 Seiten
Sonderangebot:
Alle vier Bände waren vorübergehend als Set für 60 EUR erhältlich. Dieses ist noch teilweise über die antiquarische Suche zu bekommen.
FRICK / LEONHARDT / STARCK
2 Bände - Allgemeine Anatomie I & Spezielle Anatomie II
Rezension zur 4. Auflage:
Dieses Lehrbuch besticht in erster Linie durch sein handliches Format. Die zwei kleinen Taschenbücher kann man problemlos überall hin mitnehmen, um z. B. in der Bahn oder im Präpariersaal zu lernen. Nicht täuschen lassen sollte man sich vom scheinbar geringen Umfang - der FRICK ist an vielen Stellen ausführlicher als z. B. der SCHIEBLER!
Erreicht wird dies durch den Verzicht auf ausführliche Darstellungen zu Embryologie und Histologie. Dadurch konzentriert sich dieses topographisch geordnete Lehrbuch ganz auf eine straffe Darstellung der makroskopischen Anatomie, ergänzt durch wichtige klinische Bezüge. Der FRICK ist nicht so reich bebildert wie z. B. der SCHIEBLER, aber zu allen wesentlichen Themen finden sich sehr gute Abbildungen, die teilweise Atlasqualität besitzen.
In Band 1 werden die Themen Extremitäten, Rumpfwand, Kopf und Hals behandelt, während es in Band 2 um Eingeweide und Nervensystem geht. Außerdem findet sich im zweiten Band eine hervorragend gelungene systematische Darstellung der Muskeln und Leitungsbahnen. Auf 180 Seiten wird hier alles wichtige kompakt zusammengefaßt, eine bessere Vorlage zum Auswendiglernen habe ich nirgends gefunden!
Negativ fallen an einigen Stellen umständliche Formulierungen und ein komplizierter Satzbau auf, wodurch der Lesefluß mitunter gestört wird. Auch die detaillierte Beschreibung der einzelnen (noch so kleinen) Knochenpunkte ist für den Studenten kaum zu verfolgen und geht weit über das im Studium an den meisten Universitäten geforderte Maß hinaus. Für diese Kapitel empfiehlt sich ein anderes Lehrbuch, z. B. der SCHIEBLER.
Die Ausführungen zum Nervensystem sind, bedingt durch das Alter dieses Lehrwerkes (von 1992) nicht auf dem aktuellsten Stand und in ihrer Kürze nicht ausreichend zur Vorbereitung auf universitäre Prüfungen bzw. das Physikum. Hier sollte auf ein weiteres Lehrbuch zurückgegriffen werden, beispielsweise den TREPEL.
Fazit: Trotz des Titels "Taschenlehrbuch" ist der FRICK in seinen zwei Bänden ein vollwertiges Anatomielehrbuch, das gerade durch seine Handlichkeit und seinen vergleichsweise günstigen Preis überzeugen kann. In Kombination mit dem SCHIEBLER und dem TREPEL haben mich diese zwei Bände gut durch Präparierkurs und Physikum gebracht! -- (c) Hans-Michael Gerhards, Uni Bonn
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